Rupelrather Abendgebet am 11. Mai 2020

Impuls für die Stille

 

Psalm 121,5-6

Ein Wallfahrtslied (für Wanderer durch die Zeit)

Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.

 

 

Die Wanderer unseres Psalms sehen sich auf ihrem Weg auch mit Erfahrungen konfrontiert, denen sie sich ausgeliefert sehen und unter denen sie leiden. Sonne und Mond können solche Erfahrungen sein, die einem Wanderer zusetzen können. So sehr wir die Sonne nach einer langen Regenzeit lieben, so sehr setzt sie uns zu, wenn wir auf einer Wanderung durch die Hitze keinen Schatten finden. Da drohen Sonnenbrand - oder schlimmer: ein Sonnenstich. Das sind echte Wandergefahren - und oft schmerzliche Wandererfahrungen!
(Und der Mond? Offenbar wird hier auf eine damalige Erfahrung angespielt, die uns heute eher fremd ist. Manche Ausleger denken an Mondsüchtigkeit).

Auch fromme Wanderer durch die Zeit sind oft bedrängenden Erfahrungen ausgesetzt, vor denen Gott offensichtlich und für uns manchmal unverständlicherweise nicht bewahrt. Das dürfen wir ihm ehrlich klagen! - Aber dennoch! Dennoch sind sie nicht allein und ohnmächtig-hilflos. Trotz allem gilt immer noch die Zusage: "Der HERR behütet dich."

Ich möchte es für uns heute so auslegen: Gott ist der Schattenspender, wenn man es nicht mehr auszuhalten meint. Er schiebt sich zwischen die Gefahrenquelle und mich. Alles, was mich trifft, muss erst einmal an Gott vorbei - dem Helfer und Beistand, der (nach alttestamentlichem Verständnis) zu meiner Rechten steht. Diese Gewalten bedrohen, sie sind real und können schmerzhaft erfahren werden, aber sie sollen den letztendlich nicht zerstören können, der Gott zum Beistand hat!

 
 
 

Wir danken:

  • für Gottes Beistand und Trost, als uns auf unserem Weg durch die Zeit unbegreifliches böses Unheil getroffen hat;
  • für Gottes gute Schöpfung, zu der auch Sonne und Mond gehören;
  • für Gottes Treuebekenntnis zu seiner Schöpfung und seinen Geschöpfen.

 

Wir bekennen:

  • und klagen, dass wir Gott oft nicht verstehen, wenn wir sehen, wie unter seinen Augen menschliches Leid wie auch weltweite Ungerechtigkeit geschehen kann;
  • dass wir Menschen für manches Unheil in dieser Welt verantwortlich sind - und wo die gute Ordnung der Schöpfung durcheinander gebracht wurde.

 

Wir bitten:

  • dass wir in diesen Tagen Gottes Liebe erfahren, der uns die Treue hält und uns beschützt;
  • dass wir einmal aus einer neuen Nachdenklichkeit und Dankbarkeit heraus darüber nachdenken, wie wir diese Erde bebauen und bewahren können;
  • dass wir dennoch Glauben bewahren, der in der Liebe tätig wird: diakonisch, sozial, politisch ...

 

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Abendgebet:

Diesen Tag, Herr, leg ich zurück in deine Hände,
denn du gabst ihn mir.
Du, Gott, bist doch der Zeiten Ursprung und ihr Ende
ich vertraue dir.

Kommen dunkle Schatten über die Welt
wenn die Angst zu leben,
mich plötzlich befällt:
Du machst das Dunkel hell.

Ist mir heut gelungen, was ich mir erträumt?
Und wer kann es zählen,
was ich versäumt?
Du nimmst die Schuld von mir.

Wie viel Worte blieben besser ungesagt?
Wann habt ich gedankt
und wie oft nur geklagt?
Du weißt ja, wie ich bin.

Scheint mir auch das Leben oft ohne Sinn
frag ich mich auch manchmal:
Wo führt es mich hin?
Du kennst auch meinen Weg.

Diesen Tag, Herr, leg ich zurück in deine Hände,
denn du gabst ihn mir.
Du, Gott, bist doch der Zeiten Ursprung und ihr Ende
ich vertraue dir.

 
Martin Gotthard Schneider
 

 

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Und hier ein Lied zum heutigen Ausklang.

Einen schönen Abend und herzliche Grüße aus Deiner Christuskirche!

PS: Tausche Dich mit uns und anderen zum Abendgebet auch gerne auf twitter aus: https://twitter.com/rupelrath

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