Rupelrather Abendgebet am 9. Juni 2020
Impuls für die Stille
Jeder braucht Zeit...
Elia kam nach Beersheba in Juda und ließ seinen Diener dort zurück.
Er aber ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und kam und setzte sich unter einen Ginster
und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, Herr, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.
Und er legte sich hin und schlief unter dem Ginster.
Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss!
Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser.
Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen.
Und der Engel des HERRN kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach:
Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir!
1. Könige 19,3-7
Jeder braucht Zeit für sich allein, um vor sich hinzuträumen, um stumm zu sein.
Jeder braucht Zeit, um klar zu sehn, um in sich aufzuräumen, sich zu verstehen.
Doch dass ein Mensch nur Jahr um Jahr alleine bleibt
und einsam wird und sonderbar durchs Leben treibt,
dass sich kein Mensch zu ihm gesellt und mit ihm lacht -
das war von Anbeginn der Welt nicht so gedacht.
Jeder braucht Zeit, um ohne Hast an einem Schmerz zu tragen, an einer Last.
Jeder braucht Zeit, um dann auch still Gott nach dem Weg zu fragen und nach dem Ziel.
Doch dass ein Mensch von früh bis spät sich selbst nur hat
und ohne Trost durchs Leben geht und ohne Rat,
dass sich kein anderer zu ihm stellt und mit ihm weint -
das war von Anbeginn der Welt nicht so gemeint.
Lass uns die Zeit im Kämmerlein jeder dem andern gönnen für sich allein,
und lass uns dann in Freud und Leid teilen, so viel wir können von unsrer Zeit.
Denn dass ein Mensch es mit uns wagt und uns vertraut,
der mit uns jubelt, mit uns klagt und nach uns schaut,
der mit uns hofft und mit uns bangt und mit uns grollt -
das war von Anbeginn der Welt schon so gewollt.
Und was es dann an Zeit noch gibt, das lass uns denen geben, die keiner liebt.
Sie brauchen uns, und eigentlich bleibt noch ein ganzes Leben für dich und mich.
Manfred Siebald
Wir beten...
... für Menschen, die sich zurückgezogen haben, dass Gott ihnen in ihrer Situation begegnet.
... für uns selbst - um die richtige Balance zwischen Gemeinschaft und Alleinsein.
... für die, die andere Menschen in ihrer Einsamkeit aufsuchen, dass sie einen Zugang zu ihnen bekommen.
Abendgebet
Lieber himmlischer Vater,
ein gefüllter Tag liegt hinter mir.
Ich danke dir für alles, was ich tun konnte,
mir und anderen zur Freude und zum Nutzen.
Ich weiß, dass es nicht selbstverständlich ist,
deshalb danke ich dir von Herzen
für das Dach über meinem Kopf,
für die Nähe lieber Menschen,
für den Frieden in unserem Land
und für deine Liebe zu uns.
Ich möchte unbelastet in diese Nacht gehen,
deshalb schütte ich jetzt mein Herz vor dir aus.
Nimm dich aller meiner Fehler und Versäumnisse an.
Schenke Vergebung.
Lass mich Geborgenheit erfahren bei dir
Und beruhige meine aufgewühlten Gedanken.
Ich weiß: Du bist jetzt da!
Hülle mich ein in den Mantel deiner Liebe
und gib neue Kraft durch erholsamen Schlaf.
Bleibe bei mir am Abend dieses Tages,
am Abend meines Lebens und
am Abend dieser Welt.
Amen.
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Und hier ein Lied zum heutigen Ausklang.
Einen schönen Abend und herzliche Grüße aus Deiner Christuskirche!
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