Bericht zur Rupelrather Frauenfreizeit 2022 in Gnadenthal

... für Jede ein Geschenk!

 

Endlich war es wieder soweit: Am zweiten Wochenende im Juni fand unsere insgesamt achte Frauenfreizeit statt, die uns wie bereits im Jahr 2020 ins Kloster Gnadenthal in die Nähe von Limburg führte. Gnadenthal ist kein Kloster, wie man es sich üblicherweise vorstellt, sondern der Wohnort der Jesus-Bruderschaft, einer kommunitären Lebensgemeinschaft von ledigen Frauen und Männern sowie von Familien aus unterschiedlichen Kirchen und Konfessionen. Gnadenthal ist auch keine Klosteranlage im üblichen Sinne, sondern ein kleines Dorf mit Höfen, der alten Klosterkirche und einem Gebäudekomplex, in dem wir untergebracht waren, dem „Haus der Stille“. 

Die Anreise erfolgte individuell in Fahrgemeinschaften und so blieb bis zum Abend genügend Zeit, unsere Einzelzimmer zu beziehen sowie Haus und Gelände ein wenig zu erkunden. Der gemeinsame Teil startete dann mit dem Abendgebet im Brüderhaus, der größten Kapelle in Gnadenthal. Dieser abendliche Gebetsgottesdienst wird in Form von Sprechgesängen verschiedener Psalmen sowie Fürbitten abgehalten, ist für uns ungewöhnlich, deutlich sichtbar wird aber die Verbundenheit mit Israel, dem Judentum und anderen Christen; unterschiedliche Glaubensauffassungen sind nicht von Bedeutung.

Bereits im Vorbereitungstreffen war klar geworden, dass sich wieder eine ganz neue Gruppenstruktur ergeben wird, auch mit Teilnehmerinnen aus anderen Solinger Gemeinden. So stand der erste Teil des Abends ganz im Zeichen des Kennenlernens. Margot und Anne hatten sich dafür kurzweilige und bewegungsreiche Spiele ausgedacht und am Ende war schon klar, wir sind wieder eine Einheit! Das tolle Wetter lud auch am späten Abend noch dazu ein, bei einem Gläschen Wein und Knabbereien in gemütlicher Runde draußen zu sitzen, was einige von uns auch bis nach Mitternacht genutzt haben.

Der Samstag startete mit einem gemeinsamen Frühstück. Damit waren wir gerüstet für eine Dorfführung durch Pastor i.R. Erich Happel, einem Mitglied der Weggemeinschaft. Er hat uns eingeführt in die Entwicklung des Klosters Gnadenthal seit dem Jahre 1235 bis zur jetzigen Nutzung durch die Jesus-Bruderschaft sowie einigen angesiedelten Betrieben (Landwirtschaft, Verlag, Buchhandlung, Kunstgalerie und Gästehäusern). Conny hat anschließend mit dem Angebot von Yoga-Atemübungen für entsprechende Entspannung gesorgt. 

Nach der Mittagspause gab es die Gelegenheit zu einem Spaziergang mit Impulsen, den roten Faden bildete die diesjährige Jahreslosung: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen!“. In Zweiergruppen führte uns eine kurze Wanderung durch Wald, Felder und Streuobstwiesen und die kurzen Denkanstöße in vorbereiteten Umschlägen boten ausreichend Gesprächsstoff sowie Zeit zum Innehalten und Nachdenken. Inspiriert wurden wir dabei von einem Bild zur Jahreslosung, dessen Hingucker eine offene Tür sowie ein Kreuz mit einem Schlüsselbart sind. Dazu passend waren ein ausgesägtes „Schlüsselkreuz“ sowie eine kurze Meditation. Die intensiven Gespräche waren auch nach der Ankunft im „Haus der Stille“ nicht beendet … Dennoch blieb bis zur nächsten Mahlzeit auch noch Zeit für einen Abstecher in die dörfliche Buchhandlung.

Das Abendessen war eingebettet in den Gnadenthaler Brauch, den Sonntag am Samstagabend beginnen zu lassen. Diese Sonntagsbegrüßung ist eine christliche Version der jüdischen Sabbatfeier, in der man sich Zeit nimmt, ganz bewusst den Ruhetag willkommen zu heißen und wertzuschätzen. Der Tisch ist schön gedeckt mit weißen Tischdecken und Kerzenleuchtern, auch Brot und Wein gehören dazu. Eingeleitet wird der Abend mit einer Liturgie, die im Wechsel gesprochen wird, enthalten sind auch Symbolhandlungen, die an die jüdische Sabbatbegrüßung und das Abendmahl angelehnt sind. In diesen Brauch, an dessen Ende ein gemeinsames, feierliches Abendessen stand, wurden wir eingeführt und begleitet vom Ehepaar Fischer aus der Weggemeinschaft.

Später am Abend haben wir uns alle noch einmal draußen zusammengesetzt, denn auf das inzwischen etablierte Ritual, uns über Literatur auszutauschen, die uns aktuell beschäftigt, wollten wir auf keinen Fall verzichten. Auch dieser Tag wurde wieder lang …

Der Sonntag begann mit einem Gottesdienst mit Abendmahl im Brüderhaus. Die Predigt von Bruder Viktor stand an diesem Sonntag unter dem Motto des neues Gebotes „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“ (Johannes 13, 34+35). Besonders eingeprägt hat sich hier die Aussage, dass die Liebe uns die Augen füreinander öffnet und dass jeder ein Geschenk für den Anderen ist! 

Nach dem Mittagessen mussten wir uns dann wieder voneinander verabschieden. In der Abschlussrunde wurde wieder deutlich:

  • Auch diejenigen, die mit Zweifeln angereist waren, weil die letzte Woche enorm anstrengend war, haben die Zeit genossen und wieder Kraft getankt
  • Die Frauen, die sich aus Neugierde angemeldet hatten und vorher kaum jemanden kannten, haben sich sofort wohl gefühlt
  • Jede einzelne von uns ist eine Bereicherung gewesen

Tatsächlich haben wir alle ein harmonisches, intensives und von Gott getragenes Wochenende erlebt und Jede ist für die Andere ein Geschenk gewesen!

aufgezeichnet von Astrid Junghans

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