„united4rescue – gemeinsam retten!"

Warum wir uns für die Seenotrettung im Mittelmeer engagieren

 

Liebe Rupelratherinnen und Rupelrather,

vor mehr als zehn Jahren waren mein Mann Martin und ich im Urlaub an der Ostsee. Am Ort war ein kleines Schiff der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger stationiert. Wir besuchten ein winziges Museum, das viele Ausstellungsstücke rund um die Rettung von Schiffbrüchigen zeigte und wir lasen dort Berichte über die Rettungsaktionen dieser Station. Besonders berührte uns, dass es ein Seenotrettungsboot namens Wuppertal gab, unserem damaligen Wohnort.

Das SOLAS, das internationale Übereinkommen von 1974 zum Schutz des menschlichen Lebens auf See, das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen und das Völkergewohnheitsrecht regeln die Rettung von Menschen aus Seenot. Bei unserem Besuch des kleinen Museums an der Ostsee, sahen wir diesen Rettungsgedanken noch als allgemein menschlich und uneingeschränkt gültig an…
Aber im Mittelmeer muss die Idee der Seenotrettung mittlerweile von privaten Initiativen erstritten werden, gegen die „Festung Europa“.

Wir fragen uns:
Was macht den Unterschied aus, zwischen einem Ertrinkenden in Nord- oder Ostsee und den toten Menschen im Mittelmeer?
Bei der Flut der Informationen ist es wohl inzwischen so, dass das Sterben im Mittelmeer alltäglich geworden und kaum noch eine Meldung wert ist.

Nur selten noch erreichen (auch im Sinne von berühren) uns Bilder und Schicksale, wie 2015 das des kleinen Aylan Kurdi. Das Foto seines kleinen Körpers, angespült am Strand, wurde zum Symbol für die Not der Flüchtenden.
Martin und ich haben vor zwei Jahren den Film „Iuventa“ von der „Aktion Jugend rettet“ in der alten Feuerwache in Wuppertal gesehen und hatten die Gelegenheit, mit Crew-Mitgliedern zu sprechen. Die Festsetzung der Rettungsboote in den Häfen und die Gerichtsverfahren gegen viele der Besatzungsmitglieder machten uns wütend und fassungslos.

Solingen hat sich 2019 durch Ratsbeschluss wie viele andere deutsche Städte zum „sicheren Hafen“ erklärt (siehe auch: sichererhafen.solingen.de ) Aber es kommt bislang keine zusätzliche Aufnahme von Geflüchteten zustande. Die „europäische Lösung“, ein verbindlicher Verteilungsschlüssel unter den Ländern der europäischen Union, fehlt weiterhin. Ein Alleingang einzelner Staaten sei politisch ein falsches Signal und deshalb nicht umsetzbar, heißt es.

Wir wollen uns nicht anmaßen, einfache Lösungen für derart komplexe Probleme zu kennen. Aber das Sterben an den Grenzen Europas ist uns unerträglich. Wieviel Zeit wird die mit dem Friedensnobelpreis gekürte Europäische Union noch verstreichen lassen, während der europäische Gedanke eines friedlichen Miteinanders, der die Länder eint, erlischt…
Wie lange können Ertrinkende warten?

Es sind bereits zehntausende Menschen in den Gewässern des Mittelmeeres ertrunken und täglich sterben weitere. Die einzelnen Boote, oft Schlauchboote, starten ihre Fahrt überfüllt und kaum seetauglich, so dass ihr Schicksal von vornherein sehr unsicher ist. Viele Boote geraten in Seenot oder kentern unbemerkt, ohne dass Hilfe sie rechtzeitig erreicht.

Die Toten sind Menschen wie Du und ich. Sie bleiben oft namenlos. Ihre Angehörigen warten vergeblich auf Nachricht. Die Gerichtsmedizinerin, Professorin der Universität Mailand, Cristina Cattaneo kämpft darum, einigen von ihnen die Identität und damit ihre Würde zurückzugeben und den Angehörigen die Gewissheit des Todes und die Möglichkeit um ihre Lieben zu trauern.

Die EKD beteiligt sich mit der Seawatch4 an der humanitären Aktion „united4rescue – gemeinsam retten!“  und der Kirchenkreis Solingen startete am 20. September 2020 mit der Kampagne „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“ mit einem Gottesdienst in der Lutherkirche (abrufbar über den YouTube-Kanal der Luthergemeinde).


Das heißt für uns:

  • christliches Handeln ganz konkret da, wo die Not am größten ist –
  • kein weiteres Herausreden mit der Verschiebung der Verantwortung auf andere, die sich zuerst zu bewegen hätten –
  • sich nicht mehr verstecken hinter der Aussage, der Einzelne könne doch eh nichts bewirken –
  • das heißt, die unaufschiebbare Notwendigkeit zu sofortigem Handeln erkennen und Hilfe am Ort der Not ermöglichen.


Wir möchten dies gerne unterstützen und hoffen, dass sich in den Gemeinden viele so wie wir aufgerufen fühlen, nicht mehr wegzusehen, sondern aktiv zu werden.

Wir können die Helfer vor Ort durch Spenden finanziell unterstützen, ihnen den Rücken stärken durch Petitionen und Appelle an die verantwortlichen Entscheider in der Politik.
Und wir können im Gebet um Gottes Beistand für uns alle bitten.

Jedes Leben ist gleich wertvoll und jeder einzelne von uns, die wir das Glück haben, in der Sicherheit, Freiheit und Demokratie Europas leben zu dürfen, ist gefordert, im Rahmen seiner Möglichkeiten verantwortlich zu handeln.

Wer mehr Informationen möchte, findet sie unter den im Text verlinkten Hinweisen (bzw. über die Linksammlung, s.u.) oder kann sich direkt an uns wenden.
Wir werden versuchen, Fragen zu beantworten und überlegen gerne gemeinsam, wie konkret geholfen werden kann.

Sabine van Eyck und Martin Broll
Kontakt über Tel.: 0212 /88020345 oder per E-Mail

P.S.:
Vor einigen Tagen standen 13.000 leere Stühle vor dem Gebäude des Reichstags in Berlin, als Symbol für die Geflüchteten, die in Moria festsitzen. Der Solinger Arzt Dr. Christoph Zenses war bereits fünfmal im Camp Moria, um dorthin medizinische Hilfe zu bringen. Auch die Solingerin Ioanna Zacharaki und ihr Mann Konstantin Eleftheriadis, der auf Lesbos geboren wurde, stehen in engem Kontakt zu den Helfern vor Ort. Als Gemeinde Rupelrath sammeln wir sonntags regelmäßig für dieses Projekt der Solinger Diakonie.
Auch der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) engagiert sich in Kooperation mit dem Evangelischen Kirchenkreis Solingen für die Seenotrettung: Vom 24. November bis zum 3. Dezember sollen Großplakate im ganzen Stadtgebiet auf die Kampagne "United for rescue" aufmerksam machen.

Linksammlung:

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