Ilse Weber – Gedichte aus Theresienstadt

„Hass braucht keine Logik!“ schreibt Ilse Weber 1938 in einem Brief.

Die Hetzreden der heutigen Populisten greifen dieselben Muster auf, mit dem in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts gehetzt wurde. Hass, der Millionen Menschen das Leben kostete.

In diesem Text richten wir den Blick besonders auf das Konzentrationslager Theresienstadt.

Die Nationalsozialisten errichteten es nach der Besetzung der Tschecheslowakei ab 1940.

Es war Gestapo-Gefängnis, Durchgangslager auf dem Weg in die großen Vernichtungslager; es diente als Vorzeigelager und der Vernichtung von Menschen.

Über 141.000 Menschen waren in Theresienstadt inhaftiert, sind dort gestorben oder von dort aus in die Vernichtungslager im Osten gebracht worden. Ungefähr 20.000 von ihnen haben das Kriegsende erlebt. 20.000 von 141.000.

Jeder einzelne ein Mensch mit seiner Geschichte. Mit Angst und Verzweiflung. Mit Hoffnung und Sehnsucht. Hier geht es um die Geschichte einer Familie. Mit ihr möchten wir diesen Menschen eine Stimme geben.

Ilse Weber steht für einen Weg nach Theresienstadt. Sie war Jüdin. 1933 ist sie dreißig Jahre alt und lebt mit ihrem Mann Willi und dem Sohn Hanuš bei Mährisch-Ostrau, wo Sudetendeutsche und Tschechen zusammenleben. Sie ist schwanger mit dem zweiten Sohn der Familie, Tommy. Als Hörfunk- und Kinderbuchautorin schreibt sie in der Sprache, in der sie aufgewachsen ist: auf Deutsch, aber sie fühlt als Tschechin.

Noch fünf Jahre sind es bis zum „Münchener Abkommen“, wonach die sudetendeutschen Gebiete von Nazideutschland annektiert werden.

In engem Briefkontakt steht sie mit der schwedischen Diplomatentochter Lilian von Löwenadler – diese Briefe sind bis heute erhalten geblieben. Und sie schildern den Weg dieser Familie, von dem Netz, das sich immer enger um sie zieht; sie berichten von Nachbarn und Bekannten, die sich von der Familie abwenden; von Menschen, denen sie einmal in einer Notlage geholfen hat und die nun mit ihr, einer Jüdin nichts mehr zu tun haben wollen.

An ihre Freundin schreibt sie im März 1938:

„Liebste Lilian, ich muss dich wirklich um Verzeihung bitten, dass ich Dich auch nur einen Moment lang in eine Reihe stellen konnte mit den Leuten, die bis vor kurzem meine Freunde waren – oder es vorgaben zu sein – und nun ein ganz anderes Antlitz zeigen. Aber wenn sich alles rings um einen plötzlich so verwandelt, wenn alles mit einem Male Feindseligkeit und Grausamkeit wird, dann verliert man den Glauben an alles. […] Wir sind alle so verzweifelt, […], jeder kann Böses erzählen. Ein Vetter von mir, Rechtsanwalt, […] ist verhaftet und eingesperrt worden, seine Frau weiß nichts von ihm. Wir hatten Yehudah Ehrenkranz hier. […] Er war ganz niedergebrochen, einige seiner liebsten Freunde waren unter denen, die es vorgezogen haben, durch eigene Hand zu sterben. […]: Der Antisemitismus schwillt hier besorgniserregend an. Die Leute rufen: „An allem sind die Juden schuld! Die Juden haben uns verkauft!“ Wo bleibt da die Logik? Aber Hass braucht keine Logik. […] Das Leben ist für uns unerträglich geworden, wir leben hier fast unter Bestien […] und nicht wie unter Menschen. Am ärgsten sind die Deutschen, mit denen wir doch immer gut und harmonisch gelebt haben. Alles Leid, das wir erdulden, scheint ihnen immer noch zu wenig.“

Die Angst, vor allem auch um ihren Sohn Hanuš und seine Zukunft und sein Leben wird immer größer. Ilse Weber schreibt das Gedicht:

 

Ich sitze an deinem Lager

Ich sitze an deinem Lager
und seh deinem Schlummer zu,
du schläfst mit rosigen Wangen,
nichts stört deine süße Ruh.

Nie mögest du erfahren,
was deine Mutter sinnt –
Gott möge dich gnädig bewahren,
du bist ja ein jüdisches Kind.

Die Stunden am Bettchen der Kinder,
die schönsten, der Mutter geschenkt,
wie hat sich mit bitterem Wermut
der Hass uns der Menschen gemengt.

Schon lauern auf dich die Gefahren,
die der Neid im Hinterhalt spinnt –
Gott möge dich gnädig bewahren,
du armes jüdisches Kind.

 

Es reift der Entschluss, den älteren Sohn, Hanuš, zur Freundin nach Schweden zu schicken. Obwohl es ihnen das Herz zerreißt, trennen sie sich von ihrem Sohn, um ihn zu retten. 1939 schicken Ilse und Willi Hanuš nach England zu Lilian, die ihn mit nach Schweden nimmt.

Die Familie leidet unter der Trennung von Hanuš und ist gleichzeitig dankbar, ihn in Sicherheit zu wissen. Solange es möglich ist, schreibt Ilse Weber erst täglich, später mit großer Regelmäßigkeit lange Briefe voll Sehnsucht an ihren Sohn und leidet darunter, dass er sich immer mehr von der Familie entfremdet, nur wenig schreibt; seine Antworten immer spärlicher werden.

1942 beginnen in Ostrau die Deportationen im großen Stil; in drei Transporten werden fast alle hier lebenden Juden nach Theresienstadt gebracht. Nur etwa 250 Ostrauer Juden überleben den Holocaust. Auch Ilse, Willi und Tommy werden nach Theresienstadt deportiert und dort in unterschiedlichen Bereichen des Lagers untergebracht. Die Familie wird auseinandergerissen.

Hanuš und seine Pflegemutter in Schweden erhalten Postkarten aus Theresienstadt – meist mit einem vorgedruckten Text oder auch handgeschriebenen Zeilen, mit der stereotypen Formulierung, dass alle gesund seien. Mehr lässt die Zensur nicht zu. Den Häftlingen zeigt sich das Doppelgesicht Theresienstadts: Einerseits gehen Transporte ab in die Vernichtungslager Treblinka und Auschwitz – andererseits lässt die SS eine Kulissenstadt errichten, um die Welt und die Inspektoren des Roten Kreuz zu täuschen. Theresienstadt wird zum Musterghetto, mit dem die Nazis demonstrieren: So friedlich leben  die Juden in Hitlers Reich! – während tatsächlich Hunderttausende in den Krematorien verbrennen. Dies war die Geburt der Holocaust-Lüge inmitten des Holocaust.

Ilse  Weber meldet sich in Theresienstadt als Krankenpflegerin und übernimmt die Leitung einer Kinderkrankenstube.  Sie, die vorher so unruhig und zerrissen war, entwickelt hier, im Dienst für andere eine innere Stärke. Für die ihr anvertrauten Kinder bettelt und schnorrt sie, nutzt jede Möglichkeit. Akademische Maler gewinnt sie, die die Krankenstube mit Märchenmotiven ausschmücken; trotz Verbots wird von früh bis spät musiziert mit den Kindern.

Mit ihr zusammen arbeitet eine junge Frau, Ruth Elias, die 1943 in Auschwitz von dem KZ Arzt Dr. Josef Mengele für ein grausames Experiment ausgewählt wurde. An ihrem Neugeborenen sollte getestet werden, wie lange ein Säugling ohne Nahrung überlebensfähig ist. Die junge Mutter wartete das Ende des Versuchs nicht ab, sie tötete ihr eigenes Kind.

Nach der Befreiung erinnerte sie sich an die Zeit in Theresienstadt und an ihre Freundin Ilse Weber: „Ilses unbeschreibliches Pflichtbewusstsein ihrer Familie und den Kinder-Patienten gegenüber ließ sie nie ruhen […] unter ihrer Anleitung verfassten die kleinen Patienten Gedichte, Lieder und kleine Theaterstücke […] es gab wohl selten unglücklichere Kinder als die gesunden, die die Krankenstube verlassen mussten. […] Es klingt vielleicht paradox, aber wir verbrachten unvergessliche Stunden […]

Ilse Weber spricht mit Ruth Elias oft über Hanuš und wie sehr sie sich nach ihm sehnt. Ihr erschütterndes Gedicht, „Brief an mein Kind“, zeugt von der tiefen Liebe und Verzweiflung der Mutter. Ein Brief, den sie nie abschicken konnte:

 

Brief an mein Kind  

Mein lieber Junge, heute vor drei Jahren
bist ganz allein Du in die Welt gefahren.
noch seh ich Dich am Bahnhof dort in Prag,
wie Du aus dem Abteil verweint und zag
den braunen Lockenkopf neigst hin zu mir
und wie Du bettelst: lass mich doch bei Dir.
Dass wir Dich ziehen ließen, schien Dir hart,
acht Jahre warst Du erst und klein und zart.
Und als wir ohne Dich nach Hause gingen,
da meinte ich, das Herz müsst mir zerspringen.
Gar oft hab ich geweint, das glaube mir,
und trotzdem bin ich froh, Du bist nicht hier.
Die fremde Frau, die Dein sich angenommen,
die wird einst sicher in den Himmel kommen.
Ich segne sie mit jedem Atemzug,
wie Du sie liebst, es ist doch nie genug.

Es ist so trüb geworden um uns her,
man nahm uns alles fort, nichts blieb uns mehr.
Das Haus, die Heimat, nicht ein Winkel blieb
und nicht ein Stückchen, das uns wert und lieb.
Sogar die Spielzeugbahn, die Dir gehört,
und deines Bruders kleines Schaukelpferd.
Nicht mal den Namen hat man uns gelassen.
Wie Vieh gezeichnet gehen wir durch die Gassen
mit Nummern um den Hals – das macht nicht aus,
wär ich mit Vater nur im gleichen Haus.
Und auch der Kleine darf nicht bei mir sein,
im Leben war noch nie ich so allein.

Du bist noch klein, und drum verstehst Du’s kaum,
so viele sind gedrängt in einem Raum.
Lieb liegt an Leib, du trägst des andern Leid
und fühlst voll Schmerz die eigne Einsamkeit.

Mein Bub, bist Du gesund und lernst Du brav?
Jetzt singt Dich niemand wohl mehr in den Schlaf?
Manchmal des Nachts, da will es scheinen mir,
als fühlte ich Dich wieder neben mir.

Denk nur, wenn wir uns einmal wiedersehen,
dann werden wir einander nicht verstehen.
Du hast Dein Deutsch schon längst verlernt in Schweden,
und ich, ich kann doch gar nicht schwedisch reden.
Wird das nicht komisch sein? Ach, wär’s so weit doch schon,
dann hab ich plötzlich einen großen Sohn.
Spielst Du mit Bleisoldaten noch so gerne?
Ich wohn in einer richtigen Kaserne
mit dunklen Mauern und mit düstren Räumen,
von Sonne ahnt man nichts, von Laub und Bäumen.

Ich bin hier Krankenschwester bei den Kindern,
und es ist schön zu helfen und zu lindern.
Nachts wache ich bei ihnen manches Mal,
die kleine Lampe hellt nur schwach den Saal.
Ich sitze da und hüte ihre Ruh,
und jedes Kind ist mir ein Stückchen Du.
Mancher Gedanke fliegt dann hin zu Dir -
und trotzdem bin ich froh, Du bist nicht hier.
Das Leben hat viel Schönes mir genommen,
um wieviel Glück bin ich bei Dir gekommen.
Doch ich trag’s gern, ist es auch manchmal hart,
viel Hässliches blieb Dir dadurch erspart.
Und gerne litt‘ ich tausendfache Qualen,
könnt ich Dein Kinderglück damit bezahlen. –

Jetzt ist es spät und ich will schlafen gehn.
Könnt ich Dich einen Augenblick nur sehn!
So aber kann ich nichts als Briefe schreiben,
die voller Sehnsucht sind – und liegen bleiben.

 

1986 wurde dieses Gedicht als Text einer anonymen Autorin in einer Sammlung von Texten aus Theresienstadt veröffentlicht. Ein Jahr später bekam die Herausgeberin des Sammelbands einen Brief aus Schweden: „Die Autorin des Gedichts ,Brief an mein Kind‘ ist meine in Auschwitz ermordete Mutter, Ilse Weber. Und ich bin Hanuš, das Kind, von dem dieser Brief spricht.“ Ilse Webers Brief hatte doch noch seinen Adressaten erreicht.

Zurück nach Theresienstadt: Ilses Ehemann Willi Weber berichtet aus der Zeit in Theresienstadt, wie den Kindern, auch Tommy, die Situation genau bewusst war und ihr Deutschenhass grenzenlos war. In ihren Gedichten und Liedern fasst Ilse Weber das Grauen in Worte. Aber auch ungebeugter Lebenswille und Widerstand finden in ihnen ihren Ausdruck. Menschen, die Auschwitz und die anderen Lager überlebt hatten, schilderten nach der Befreiung, wie sehr ihnen Ilse Webers Gedichte geholfen hatten, unter den Bedingungen des KZ-Alltags ihren Lebensmut nicht zu verlieren.

Eines ihrer Gedichte wird der Gestapo bekannt und führt zu Razzien in Theresienstadt.  Trotz Todesdrohungen und Folter verrät jedoch keiner der Gefangen Ilse Weber. Es ist das Gedicht „Die Schafe von Liditz“. Es entstand, als ein Attentat auf Heydrich verübt worden war, den „Reichsprotektor von Böhmen und Mähren“ – die SS liquidiert daraufhin als Racheakt ein ganzes tschechisches Dorf: Alle Männer werden erschossen, Frauen und Kinder in ein Vernichtungslager deportiert und die Schafherde des Dorfes nach Theresienstadt gebracht.

In ihrem Gedicht nennt Ilse Weber das Massaker beim Namen:

 

Die Schafe von Liditz

Flockige, gelbweiße Schafe
trotten die Straße entlang.
Zwei Hirtinnen folgen der Herde,
durch die Dämmerung tönt ihr Gesang.

Es ist ein Bild voller Frieden
und doch bleibst du, Eilender, stehn,
als fühltest du Hauch allen Todes
grausig vorübergehn.

Flockige, gelbweiße Schafe,
sie sind der Heimat so fern,
verbrannt sind ihre Ställe,
getötet sind ihre Herrn.

Ach, alle Männer des Dorfes,
sie starben den gleichen Tod.
Ein kleines Dorf in Böhmen,
und soviel Unglück und Not.

Verschleppt die fleißigen Frauen,
die sorgsam die Herde betreut,
verschollen die fröhlichen Kinder,
die sich an den Lämmern gefreut.

Zerstört die kleinen Häuser,
in denen der Friede gewohnt.
Ein ganzes Dorf vernichtet -
das Vieh nur gnädig verschont.

Das sind die Schafe von Liditz
und trefflich am Platze hier,
in der Stadt der Heimatlosen
das heimatlose Getier.

Umschlossen von einer Mauer,
durch grausamen Zufall gesellt,
das gequälteste Volk der Erde
und die traurigste Herde der Welt.

Die Sonne ist untergegangen,
der letzte Strahl versinkt.
Und irgendwo bei den Kasernen
ein jüdisches Lied erklingt.

 

Im Lager ist wohl auch bekannt gewesen, welche Gräuel sich in Auschwitz zutragen und Wiili Weber, der abtransportiert wird, rät seiner Frau zuvor dringend davon ab, sich freiwillig zu irgendeinem Transport zu melden. Bevor er selbst abtransportiert wird, versteckt er die Gedichte und Lieder seiner Frau, so dass sie erhalten geblieben sind.

Nach Berichten hat Ilse Weber sich dann doch freiwillig entschieden die kranken Kinder zu begleiten, die im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert wurden. Ein Mitgefangener berichtet später, dass er Ilse und Tommy noch in Auschwitz begegnet ist:

„Die furchtbarsten Momente waren die, in denen ich meine alten Freunde wiedererkannte, die in der Reihe der Wartenden vor der Gaskammer standen. Irgendwann im Herbst 1944 sah ich eine Gruppe von zehn oder fünfzehn Kindern aus einem Transport, der gerade angekommen war. Ilse stand mitten unter ihnen und versuchte die Kleinen zu trösten. Neben ihr stand ein Junge, der größer war als die anderen Kinder. Ich denke, dass dieser größere Junge Tommy war […].

Ilse erkannte mich sofort. ,Stimmt es, dass wir duschen dürfen nach der Reise?‘ fragte sie. Ich wollte nicht lügen und so antwortete ich: ,Nein, das hier ist kein Duschraum, es ist eine Gaskammer, und ich gebe dir jetzt einen Rat. Ich habe euch oft singen hören in der Krankenstube. Geh so schnell wie möglich in die Kammer. Setzt dich mit den Kindern auf den Boden und fangt an zu singen. […] So atmet ihr das Gas schneller ein. Sonst werdet ihr von den anderen zu Tode getreten, wenn Panik ausbricht.‘

Ilses Reaktion war seltsam. Sie lachte irgendwie abwesend, umarmte eines der Kinder und sagte: ,Also werden wir nicht duschen.‘“

Ilse und Tommy werden in Auschwitz ermordet. Willi überlebt zum Skelett abgemagert unter unglaublichen Umständen und kehrt nach der Befreiung zurück nach Theresienstadt, wo er Ilse und Tommy nicht mehr vorfindet. Er birgt ihre Gedichte aus dem Versteck. Dieser Fund ist Ilse Webers Theresienstädter Erbe und ein berührendes Zeugnis von dem Mut der Verzweiflung und menschlicher Größe in dunkler Zeit.

Der 14-jährige Hanuš kehrte aus Schweden zurück zu seinem Vater.

 

Als Abschluss hier noch ein Gedicht von Ilse Weber. Es hat eine besondere Bedeutung, weil es hinausblickt über den Tod des Einzelnen, hinaus in die Zukunft. Es ruft Gott an als Zeugen der Gräuel und als Rächer für sein Volk. Das Gedicht „Die Sieben“ erinnert an sieben junge Männer, die auf Befehl der SS 1942 ermordet wurden. Ihr Verbrechen: sie hatten unerlaubt Briefe nach Hause gesandt.

Die Sieben  

Düstre Wolke überm Land.
Sieben wandern Hand in Hand.
Ob der Herr es sieht?
Gendarme schultern Bajonette.
Keiner ist, der Mitleid hätte.
Einer singt ein Lied.

Und er singt der Welt, der weiten –
Freunden, die zum Tode schreiten,
schmettert Rebellion.
Singt sein Lied am Rand des Grabes,
an der Neige finstren Tages.
Der Wind weht es davon.

Brüder, lasst das Haupt nicht sinken!
Einst muss doch die Freiheit winken,
trotzend aller Not.
Lasst das Jammern, lasst das Klagen,
lasst uns stolz das Schicksal tragen.
Es geht zum frühen Tod.

Brechen sie uns auch die Knochen,
hört, sie bleibt nicht ungerochen,
ihre Missetat!
Werden unterm Fluche stöhnen,
und es sprießt ein Meer von Tränen
aus der Drachensaat.

 

Text von Petra Schelkes

Alle Zitate und Gedichte aus:

Ilse Weber: Wann wohl das Leid ein Ende hat